DIE
RÖMISCHE KOLONIE
Nach dem Sieg im Zweiten Punischen Krieg zögerte Rom nicht,
sich die Gebiete Norditaliens anzueignen. Im Feldzug gegen
die Apuaner-Ligurer, der 180 v. Chr. mit einem Sieg für die
Römer endete, wurde Lucca in eine römische Kolonie umgewandelt,
ebenso wie das wenig entfernte Pisa, das den Römern als Hafen
für ihre Kriegsflotte diente. Diese römischen Stützpunkte
waren allerdings weiterhin den Angriffen der Apuaner-Ligurer
ausgesetzt. Die Kolonie Lucca war, nach Angaben der Geschichtsforscher,mehrere
Quadratkilometer groß. Schon in der damaligen Zeit tauchten
die ersten Anzeichen für die Rivalität zwischen Pisanern und
Lukkesen auf, die in späteren Jahrhunderten zu heftigen Auseinandersetzungen
führen sollte. Nachdem im Jahre 89 v. Chr. in der Kolonie
eine Rebellion gegen Rom ausgebrochen war, wurde Lucca zum
“Municipium” , d.h. Stadt mit gewissen Rechten erklärt, und
im Jahre 56 v. Chr. wählte der Triumvir Cäsar sie als Sitz
einer berühmten Versammlung, an der neben Pompejus und Crassus
auch zweihundert einflußreiche Persönlichkeiten aus Politik
und Militär teilnahmen. Auf diese römische Epoche geht der
Bau der ersten Stadtmauer zurück, die die ganze Stadt umschloß.
Es gibt allerdings auch einige Geschichtswissenschaftler,
die ihre Anfänge in die Zeit der Ligurer vorverlegen. Diese
erste Stadtmauer war, nach Angaben der Archäologen, mehr als
zwei Kilometer lang und ungefähr zwei Meter hoch. Lucca wurde
damals zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt, da es zwischen
den großen Straßen Via Cassia, Via Clodia und Via Aurelia
lag, über die man leicht das Landesinnere, die Küste und Norditalien
erreichen konnte. Noch in der heutigen Zeit erinnert der Platz
des Amphitheaters in Lucca an die grandiose römische Epoche.
Der Überlieferung zufolge kam ein Jünger des Heiligen Petrus,
Paulinus aus Antiochia, nach Lucca, um hier das Christentum
zu predigen. Zur Zeit der Christenverfolgungen unter Kaiser
Nero soll er in den Pisaner Bergen getötet worden sein. So
entstand die Legende von Paulinus als Märtyrer und Bischof
der Stadt Lucca, die lange Zeit die Geschichts- und Religionswissenschaftler
beschäftigt hat. Jedenfalls wird der Heilige Paulinus heute
von allen als der Schutzpatron der Stadt anerkannt |